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Vom Vorzug des Stiftens
Stifter sind Gärtner
Stiftungen und ihr Profil

STIFTER SIND GÄRTNER
 

Stifter sind Gärtner

Rede zur Errichtung der Stiftung Christa von Winning
am 21. Dezember 2000 in Melzingen



Stifter haben mit Gärtnern vieles gemeinsam. Beide säen und pflanzen für die Zukunft. Sie schauen voraus und planen in langen Fristen.

Ihre ganze Schönheit entfalten Gärten erst nach Jahren oder Jahrzehnten, besonders, wenn die Pflanzen Gehölze sind und daraus ein Arboretum wird. Dann sieht der Gärtner die Bäume nicht mehr in voller Größe, dann wirkt er über den Tag hinaus für andere. Der Gärtner findet wie der Stifter Freude und Genugtuung in seiner Arbeit, denn er verwirklicht seine Ideen und damit sich selbst.

Wir bewundern alte Bauern- und Klostergärten, Gärten der Renaissance und des Barock, Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts. Diejenigen von ihnen, die bis heute erhalten sind, spiegeln noch immer die Vorstellungen derer, die sie planten und anlegten. Zu Recht stehen sie als Denkmale von hohem Rang unter dem Schutz von Gesetzen. Auch das haben Gärten mit Stiftungen gemein, und das ist ein Grund für ihre lange Lebensdauer.

Ihr Garten, verehrte Frau von Winning, wird weiterentwickelt werden und er wird sich wandeln. Aber er wird Strukturen bewahren aus der Anfangszeit als Nutz- und Erwerbsgarten, den Sie nach Kriegsende – mit kaum mehr als Pferd und Wagen von Osten gekommen – angelegt haben, um Ihre Familie zu ernähren. Erst später konnten Sie mit den Dendrologen reisen und nicht nur neue Eindrücke und Kenntnisse, sondern Samen und Sämlinge all der wunderbaren Pflanzen mitbringen, die den Garten veränderten, ihn zu einem Hort seltener Pflanzen, zu einem Sammlergarten und allmählich zu einem Arboretum werden ließen. Der Garten ist ein Abbild Ihrer Arbeit. Er ist Ihr Lebenswerk. Und er ist ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Bei den notwendigen Veränderungen, die mit der Öffnung für Besucher verbunden sind, werden die Grundzüge Ihres Gartens immer sichtbar bleiben.

Sie haben sich nach gründlichem Abwägen dazu entschlossen, eine Stiftung zu errichten, Ihre Christa von Winning Stiftung. Sie haben damit die Möglichkeiten genutzt, die eine Stiftung bietet: die Dauerhaftigkeit mit dem gesetzlichen Schutz des Stifterwillens, aber auch die Freiräume, die der Staat Stiftern gewährt, ihre persönlichen Anliegen und Ideen für das Gemeinwohl und sich selbst zu verwirklichen. Leider war es Ihnen nicht möglich, das Fundament Ihrer Stiftung über die Immobilie hinaus mit einem Stiftungskapital zu stärken.

So individuell wie die Stifter, so vielfarbig sind die einzelnen Stiftungen mit einem bunten Strauß an Programmen. Es entsteht ein Pluralismus, den der Staat weder selber schaffen noch verordnen könnte. In diesem Sinne ist der Stifter nicht nur Gärtner, sondern ebenso – im ersten Augenblick mag das erstaunen – mit einem Maulwurf zu vergleichen, der ganz individuell auch dort einmal einen Haufen aufwirft, wo ihn der Gärtner Staat in der ordentlich geplanten Landschaft nicht vorgesehen hatte. So ist in der Lüneburger Heide, im Landkreis Uelzen, unversehens und ungeplant ein Arboretum entstanden. Die meisten sehen darin eine Chance und Bereicherung, wenige andere einen lästigen Störfall, der nicht vorgesehen war. Uns, die wir in der Stiftung und im Förderverein Ihnen aus Zuneigung und Freude helfen, haben Sie eine harte Nuss zu knacken aufgegeben: für die Pflege und Entwicklung des Gartens zu sorgen. Da es an Stiftungskapital mangelt, wird es ein schwieriges und hartes Stück Arbeit werden, aber es ist eine schöne Aufgabe.