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 NATUR
Grün ist die Heide
Starke Bäume
Die Bäume im Dorf
Gerhard Dönig, Süntel-Buchen
Buchbesprechung
Erika Schmidt
Franz von Siebold

STARKE BÄUME
 

Starke Bäume
in Geschichte und Brauchtum

Starke Bäume, die sich durch einen besonders großen Stammumfang auszeichnen, werden in Deutschland als Rekordbäume, international als Champion Trees bezeichnet. Sie werden in Beispielen aufgeführt. Dabei liegt der regionale Schwerpunkt in Norddeutschland. Es sind zum einen heimische Baumarten. Sie werden in ihrer wirtschaftlichen, kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Bedeutung vorgestellt. Zum anderen sind es exotische Bäume, die seit dem Zeitalter der Entdeckungen in unseren Parks und Gärten, zum Teil auch in unseren Forsten angepflanzt wurden und es zu stattlicher Größe gebracht haben.

Bäume sind uns nah. Sie grünen, blühen, spenden uns Schatten und geben uns Früchte. Wir bewundern ihre Schönheit und ihre Größe. Stehen sie im Saft, sind sie Ausdruck von Kraft und langem Leben. Werden die Stämme hohl und die Äste trocken, sind sie Sinnbild der Vergänglichkeit. Ehrwürdig sind sie allemal.

Unsere Bäume haben erstaunliche Maße. Die Weiß-Tanne, Abies alba, kann 75 m hoch werden. Die Europäische Fichte, Picia abies, erreicht 60 m, die Europäische Lärche, Larix decidua, 53 m, Stiel-Eiche, Quercus robur, und Gewöhnliche Esche, Fraxinus excelsiar, können es auf 50 m bringen, Sommer-Linde, Tilia platyphyllos, und Schwarz-Pappel, Populus nigra, noch stattliche 35 m erreichen. Der höchste Baum in Deutschland gehört zu einer importierten Baumart. Es ist eine Douglasie, Pseudotsuga menziesii, im Stadtwald von Freiburg im Breisgau mit einer Höhe von 63,3 m.

Die größten Lebewesen? Da fallen einem sofort die Wale ein. Der Blauwal, Balaenoptera musculus, erreicht eine Körperlänge bis zu 33,5 m und ein Körpergewicht bis zu 200 t. Damit ist er das größte Tier der Erdgeschichte, denn auch die Dinosaurier nehmen sich dagegen klein aus. Von der Ausdehnung her ist ein Pilz der Art Armillaria ostoyae der Größte, denn sein feines Myzel kann sich bis zu 900 ha ausbreiten. Geht man aber vom Volumen aus, und das ist ein sinnvoller Maßstab, dann kann der „General Sherman Tree“ im Sequoia and Kings Canyon National Park in der kalifornischen Sierra Nevada als größtes Lebewesen gelten. Dieser Berg- oder Riesenmammutbaum, Sequoia giganteum, weist an der Basis einen Durchmesser von ca. 11 m und einen Stammumfang von ca. 31 m auf ! Sein Volumen ist auf 1.500 qm und sein Gewicht auf 1.300 t berechnet worden. Die Höhe wird mit ca. 84 m angegeben. Damit ist er nicht etwa der Höchste. Ein Küstenmammutbaum, Sequoiadendron sempervirens, im pazifischen Westen Nordamerikas bringt es auf 132 m und ein Eukalyptusbaum in Australien erreicht gar 152 m. Aber vom Volumen her ist der „General Sherman Tree“ unübertroffen.

Die Art des Messens hat eine lange Tradition. Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. nennt der griechische Philosoph Theophrast in seiner Naturgeschichte der Gewächse das Klafter als Maß zur Bestimmung des Umfangs des Stammes. Die alte Längeneinheit bezeichnet das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes. Das waren 6 Fuß oder 1,80 m. Die Stärke eines Baumes wurde danach bestimmt, wie viele Männer nötig waren, den Stamm zu umfassen. Heutzutage ist der Brusthöhenumfang der konventionelle Vergleichsmaßstab, der Stammumfang in der Brusthöhe des Messenden, in 1,30 m Höhe in Deutschland und 4,5 Fuß in den angelsächsischen Ländern. Einige Baumfreunde weichen davon allerdings ab und messen in 1,00 m Höhe, sozusagen in Bauchnabelhöhe.

Heimische Bäume

Zwei Gattungen von Bäumen führen die starken Bäume in Deutschland unbestritten an, die Eichen und die Linden. Geht man vom Volumen aus, dann ist Deutschlands stärkste Stiel-Eiche, Quercus robur, die „Ringeiche“ aus Ivenack im Landkreis Demmin in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist die mächtigste der berühmten Eichengruppe im historischen Tierpark, wo man in einem umzäumten Wald Damwild ausgesetzt hatte. Die „Ringeiche“ ist 35 m hoch, hat einen Stammumfang von 10,96 m und umfasst 180 Festmeter Holz. Ihr Alter wird zwischen 700 und 900 Jahren geschätzt, auf weiniger, als man lange Zeit angenommen hatte. So alte Bäume mit Hilfe der Jahresringe zu bestimmen, ist wegen der großen Hohlräume in den Stämmen sehr schwierig. Als mächtigste Stiel-Eichen der näheren Umgebung sind die Eiche am Forsthaus Grünenjäger im Amt Neuhaus, Lkr. Lüneburg, mit einem Stammumfang von 9,95 m zu nennen und die nicht ganz so mächtige „Königseiche“ in Ebstorf im Lkr. Uelzen, und die „Schlosseiche“ aus Gadow, Lkr. Prignitz, zu nennen. In Westfalen tut sich die „Femeeiche“ von Raesfeld-Erle im Kreis Borken mit einem Umfang von 11,78 m hervor. Dabei handelt es sich nach Detlef Ehlert um eine Hybride aus Stiel-Eiche und Trauben-Eiche. Von dieser etwas weniger verbreiteten Eichenart Mitteleuropas, der Trauben-Eiche, Quercus robur, subsp. sessiliflora (zuvor Quercus petraea), steht ein ansehnliches Exemplar bei Uslar, Lkr. Northeim, die Dunieiche mit einem Stammdumfang von 8,20 m.

Von den Linden in Norddeutschland ist vor allem der stärkste Baum Deutschlands, die „Riesenlinde“ in Heede im Lkr. Emsland, mit dem Stammdurchmesser von 17,34 m hervorzuheben, die Detlef Ehlert weder eindeutig als Sommer-Linde, Tilia platyphyllos, noch als Winter-Linde, Tilia cordata, bestimmen konnte. Als zwei prächtige Sommer-Linden, Tilia platyphyllos, seien die „Kaiser-Lothar-Linde“ am Kaiserdom von Königslutter, Lkr. Helmstedt, mit einem Stammumfang von 12 m, und die „Kirchlinde“ in Kritzkow, Lkr. Güstrow, vorgestellt. Besonders in Süddeutschland haben Marienheiligtümer an Linden ihren Platz gefunden.

Viele andere heimische Baumarten sind unter den alten, ehrwürdigen Bäumen zu finden, wenn auch nicht so häufig wie Eichen und Linden. Ein mächtiger Berg-Ahorn, Acer pseudoplatanus, steht im Hamburger Hirschpark nicht weit von einer großen Rosskastanie, Aesculus hippocastanum, entfernt. Veteranen des Spitz-Ahorns, Acer platanoides, stehen im Ohrbergpark, Lkr. Hameln-Pyrmont, und am Schloss Bothmer in Klütz, Lkr. Nordwestmecklenburg. Die weiter südlich besser gedeihende Edel-Kastanie, Castanea sativa, ist ebenfalls im Ohrbergpark vertreten. Sie kommt auch im Hamburger Baurs Park vor. Starke Rot-Buchen stehen in Meppen im Lkr. Emsland und in Schönebeck, Lkr. Barnim, in Brandenburg. Die Rot-Buche in Lauenstein, Lkr. Hameln-Pyrmont, ist eine Schneitelbuche, ihre Äste wurden regelmäßig zur Laubfütterung beschnitten. Im Tierpark von Hannover-Kirchrode ist die alte Hainbuche, Carpinus betulus, hervorzuheben. Eine richtig starke Sand-Birke, Betula pendula, findet man nicht in der Lüneburger Heide, wie man meinen könnte, sondern in Schleusingen, Lkr. Hildburghausen, am Thüringer Wald. In Redefin, Lkr. Ludwigslust, ist die Flatter-Ulme, Ulmus laevis, sehenswert. Wer große Schwarz-Erlen, Alnus glutinosa, bewundern möchte, der sollte nach Dobbertin im Lkr. Parchim oder nach Bad Driburg im Kreis Höxter fahren. Dort ist auch eine starke Grau-Pappel, Populus x canescens, zu sehen. Das stärkste Exemplar dieser Baumart steht in Groß Gievitz, Lkr. Müritz, eine mächtige Silber-Pappel, Populus alba, in Berlin. Die Gewöhnliche Esche, Fraxinus excelsior, ist in Großefehn, Lkr. Aurich, und in Crivits, Lkr. Parchim, zu finden. Der stärkste Walnussbaum Norddeutschlands, Juglans regia, ist in Bad Laer, Lkr. Osnabrück, zu finden, eine prächtige Elsbeere, Sorbus torminalis, der Baum des jahres 2011, auf dem Pehlitzer Werder in Brodowin, Lkr. Barnim. In Damme, Lkr. Vechta, steht eine sehenswerte Vogel-Kirsche, Prunus avium, das stärkste Exemplar dieser Baumart ist allerdings in Blofeld, Wetteraukreis, in Hessen zu finden. In Boek, Lkr. Müritz, steht eine Wild-Birne, Pyrus pyraster, und in Stubbendorf, Gemeinde Dargun im Lkr. Demmin, der ältester Wild-Apfel Deutschlands, Malus sylvestris. Das Alter macht ihm stark zu schaffen. Wer einen vitalen Veteranen dieser Baumart sehen will, der muss nach Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis, in Rheinland-Pfalz fahren. Auch einen starken Speierling, Sorbus domestica, sucht man in Norddeutschland vergebens. Der Baum in Friedberg-Ockstadt, Wetterauskreis in Hessen, ist eine Seltenheit.

Die Süntel-Buche, Fagus sylvatica ’Tortuosa’, eine Form der Rot-Buche mit verwinkelten Ästen, die sich am Süntel, aber nicht nur hier, herausgebildet hat, war mit ihrem stärksten Exemplar bis vor kurzem in Lauenau, Lkr. Schaumburg, vertreten. Inzwischen ist der alte Baum zusammengebrochen. Dafür ist nicht weit entfernt im Kurpark Bad Nenndorf die einzigartige Süntel-Buchenallee zu bewundern. Wie die Süntel-Buche fanden andere natürlich entstandene oder gezogene Formen Eingang in Gärten und Parks. So steht eine mächtige Farnblättrige Buche, Fagus sylvatica ’Asplenifolia’, im Ohrbergpark, Lkr. Hameln-Pyrmont, die Kultursorte Dawyck, Fagus sylvatica ’Dawyck’, im Kurpark Bad Pyrmont, eine Blut-Buche, Fagus sylvatica ’Purpurea’, Lauenburg, Kreis Herzogtum Lauenburg, und eine Hänge-Buche, Fagus sylvatica ’Pendula’, am Schloss Schwerin wie auch in Aerzen, Lkr. Hameln-Pyrmont. Dort ist ebenfalls die große Säulen-Eiche, Quercus robur ’Fastigiata’, zu nennen. Eine weitere steht in Ludwigslust.

Auch starke Nadelbäume fehlen in Norddeutschland nicht. In Kleesten, Lkr. Parchim, ist im Naturpark die mächtige Wald-Kiefer, Pinus sylvestris, ebenso sehenswert wie die am JagdhausHubertusstock in Joachimsthal, Lkr. Barnim. Die Europäische Lärche, Larix decidua, in Rosenow, Lkr. Uckermark, ist ebenfalls ein Reise wert. Alte Exemplare der Gewöhnlichen Eibe, Taxus baccata, sind in Jabel , Lkr. Müritz, wie in Belm, Lkr. Osnabrück, zu sehen. Dagegen muss man weitere Reisen in Kauf nehmen, wenn man wirklich große Weiß-Tannen, Fichten oder Zirbel-Kiefern aufsuchen will: Die Weiß-Tanne, Abies alba, in Sirnitz im Schwarzwald, die Europäische Fichte, Picea abies, in Eppstein, Main-Taunus-Kreis, und die Zirbel-Kiefer, Pinus cembra, am Kärlingerhaus, Talort Schönau am Königssee, Lkr. Berchtesgadener Land. Auch ein richtig großer Gewöhnlicher Wacholder, Juniperus communis, steht nicht in der Lüneburger Heide, sondern im Elmauer Gries in Klais, Gemeinde Krün, Lkr. Garmisch-Partenkirchen,
Exotische Bäume

Überraschend hoch ist die Zahl der Bäume, die nicht in Mitteleuropa heimisch sind, erst seit dem Zeitalter der Entdeckungen eingeführt wurden und trotzdem eine erstaunliche Größe erlangt haben. Sie sind längst nicht mehr Gäste, sondern feste Bestandteile unserer botanischen Gärten, Parks und Grünflächen geworden. Bei einigen liegen die Herkunftsländer gar nicht so weit entfernt wie bei der Schwedischen Mehlbeere, Sorbus intermedia, auf der Insel Rügen, der Ungarischen Eiche, Quercus frainetto, und der Baum-Hasel, Corylus colurna aus Kleinasien, die beide in den Wallanlagen von Bremen stehen, der Schwarz-Kiefer, Pinus nigra, aus Südost-Europa im Ohrbergpark im Lkr. Hameln-Pyrmont oder der Atlas-Zeder, Cedrus atlantica, aus Nordafrika in einem privaten Garten im Hamburger Stadtteil Klein-Flottbek. Die Eltern der Ahornblättrigen Platane, Platanus x hispanica, im Ohrbergpark, die eine Kreuzung ist aus Morgenländischer Platane, Platanus orientalis, und Amerikanischer Platane, Platanus occidentalis, stammen aus Südeuropa und der Neuen Welt.

Viele unserer starken Bäume sind in Nordamerika zu hause. Der Gewöhnliche Trompetenbaum, Catalpa bignonioides, aus Osnabrück, gehört genau so dazu wie der Prächtige Trompetenbaum, Catalpa speciosa, aus Bad Bentheim, der Amerikanischer Tulpenbaum, Liriodendron tulipifera, aus dem Berggarten in Hannover wie der Amerikanische Amberbaum, Liquidambar styraciflua, und der Wald-Tupelobaum, Nyssa sylvatica, beide aus Hannoversch Münden, Die Schwarz-Nuss, Juglans nigra, ist gleich zweimal vertreten, in Bremen und in Oldenburg. Die stärkste Schwarz-Nuss, vielleicht die stärkste in Europa, steht allerdings am Schloss Ebnet in Freiburg im Breisgau. Eine Gelbe Rosskastanie, Aesculus flava, ist in Bad Driburg, Kreis Höxter zu finden, eine Robinie, Robinia pseudoacacia, in Dersekow, Lkr. Ostvorpommern, und Gruppe großer Bäume des Silber-Ahorns Acer saccharinum, ziert den Stadtpark Hannover. Eine prächtige Rot-Eiche, Quercus rubra, steht im Schlosspark Schwöbber, Lkr. Hameln-Pyrmont, und eine Klettenfrüchtige Eiche, Quercus macrocarpa, in Hannoversch Münden.

Zu den Nadelbäumen aus Nordamerika zählt der berühmte Riesenmammutbaum, Sequoiadendron giganteum, von dem ein stattlicher Vertreter in Bremen steht, der sich aber mit seinen Maßen bescheiden ausnimmt gegenüber seinen Verwandten in Kalifornien. Das trifft auch noch für den stärksten Riesenmammutbaum in Deutschland an der Alten Revierförsterei Hofstett im baden-württembergischen Lkr. Calw zu. Um einen mächtigen Küstenmammutbaum, Sequoia sempervirens, in Deutschland zu sehen, muss man nach Mönchengladbach fahren. Dagegen ist eine stattliche Sumpf-Zypresse, Taxodium distichum, im Schlosspark Sanssouci in Potsdam zu besichtigen. Eine Flusszeder, Calocedrus decurrens, weist Osnabrück auf. Die Douglasie, Pseudotsuga menziesii, im Stadtwald von Freiburg im Breisgau ist mit 63,3 m der höchste Baum in Deutschland. Zwei kleinere, aber doch stattliche Douglasien stehen in den Schlossparks Karz, Lkr. Parchim, und Lütetsburg, Lkr. Aurich, wo auch eine ansehnliche Nordmanns-Tanne, Abies nordmanniana, zu besichtigen ist. Schließlich sind noch die Colorado-Tanne, Abies concolor, im Alten Botanischen Garten Göttingen und die Edle Tanne, Abies procera, im Arboretum Tannenhöft in Großhansdorf, Kreis Stormarn zu ergänzen. Eine große Sumpf-Zypresse, Taxodium distichum, ist weiter im Westen in Kleve am Niederrhein zu sehen.

Die große Gruppe der asiatischen Gehölze ist in Norddeutschland vertreten mit der altehrwürdigen Gurken-Magnolie, Magnolia acuminata, im Berggarten von Hannover, mit der Japanischen Walnuss, Juglans ailanthifolia, im Kurpark von Bad Pyrmont und dem Japanischen Schnurbaum, Sophora japonica, vor dem amerikanisches Generalkonsulat in Hamburg. Eine stattliche Kaukasische Flügelnuss, Pterocarya fraxinifolia, steht vor dem Bahnhof in Göttingen. Zwei betagte Weiße Maulbeerbäume, Morus alba, die auch in Deutschland, allerdings ohne dauerhaften Erfolg, zur Seidenraupenzucht eingesetzt wurden, stehen noch Schermen, Lkr. Jerichower Land, und Birkholz, Lkr. Oder-Spree. Die Nadelbäume aus Asien werden angeführt von dem Urweltmammutbaum, Metasequoia glyptostroboides, im Kurpark Bad Nenndorf. Dort wurde er 1955 von dem Gärtner neben einem Riesenmammtbaum, Sequoiadendron giganteum, unter dem Motta " Begenung von Ost und West" gepflanzt. 2011 bestimmte ihn die Gesellshaft Deutsches Arboretum zum Rekordbaum des Jahres und hängte ihm mit einem Draht in 4m Höhe ein Schild an, das ihn eher verunziert als auszeichnet. Ergänzt werden die asiatischen Rekordbäume durch eine Japanische Lärche, Larix kaempferi, im Bürgerpark in Bremen und eine Goldlärche, Pseudolarix amabilis, im Hamburger Jenischpark.

Weitere wichtige Baumarten aus Asien sind mit wirklich starken Exemplaren nur im Westen oder Süden Deutschlands zu finden, so ein Ginkgo, Ginkgo biloba, in Dröschkau in Sachsen, ein Götterbaum, Ailanthus altissima, in Bonn und ein Blauglockenbaum, Paulownia tomentosa, in Geisenheim, Rhein-Taunus-Kreis in Hessen.

Die wirtschaftliche Bedeutung

Etliche der fremdländischen Baumarten werden in forstbotanischen Arboreten auf ihre Nutzbarkeit in unseren Wäldern geprüft, ein Teil von Ihnen wie Douglasie und Robinie hat den Weg in die Forsten bereits gefunden. Viele der ausländischen Bäume tragen zur Vielfalt in den Parks und Botanischen Gärten bei. In ihrem Schutz konnten sie zu Baumveteranen heranwachsen. Den altehrwürdigen heimischen Bäumen kam zugute, dass sie als Femeeichen, Gerichtslinden, Marienlinden oder Tanzlinden einen Platz im volkstümlichen Brauchtum und öffentlichen Bewusstsein gefunden haben. Viele andere Bäume standen wirtschaftlichen Interessen oder der Sicherheit des Straßenverkehrs entgegen und mussten weichen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Bäume ist kaum zu überschätzen. Die Eichen spielten früher für die Waldweide der Schweine eine große Rolle. Den Buchen kam diese Bedeutung in etwas geringerem Maße zu. Etliche Baumarten wurden geschneitelt, um Laub als Viehfutter zu gewinnen. Vor allem aber aus den Bäumen Nutzholz gewonnen. Im Gebirge und in Nordeuropa baute man Häuser vollständig aus Holz. In anderen Gegenden wurde das Holz materialsparender für den Fachwerkbau verwendet. Auch bei modernen Bauten gewinnt das Holz als natürlicher und erneuerbarer Rohstoff an Beliebtheit. Bis in die frühe Neuzeit hinein bestanden ganze Städte fast ausschließlich aus Holz und fielen deshalb Feuersbrünsten zum Opfer. Riesige Mengen an Holz verschlang der Schiffbau. In der Möbelindustrie konnte der Kunststoff das Holz nicht verdrängen. Der ökologische Wert der Bäume und des Waldes dringt zunehmend in das Bewusstsein, der Nutzen für die Tierwelt, die Sauerstoffproduktion und die Luftqualität, das gesamte Klima. Für die Menschen werden Wälder, Parks und Gärten zunehmend als Orte der Erholung beliebt. Im Bewusstsein der Menschen haben Bäume schon längst ihren Platz erobert.

Geschichte und Brauchtum

Zahlreich Orte in Deutschland sind nach Bäumen benannt, fast 800 nach Nadelbäumen, nicht weniger als 6000 nach Laubbäumen, hauptsächlich nach Eichen und Linden. Davon zeugen Ortsnamen wie Eich, Eichholt, Eikelborn, Eichstätt und Lindau, Lindheim, Lindstedt oder Dreilinden. Auch in den Ortsnamen slawischen Ursprungs ist lipa für Linde enthalten, so in Leipzig, Liepen und Leppin. Zum Bestandteil vieler Familiennamen sind Eiche und Linde ebenso geworden von Eichendorff und Eichler bis zu Eickmeier und Eikenloff, von Lindner bis Lindemann. Einzelne Bäume sind markante Blickpunkte in der Landschaft, dienen als Dorf- und Hofbäume oder als Grenzzeichen und Gerichtstätten. Die westfälischen Femegerichte tagten sub quercu, unter der Eiche, sub tilia, unter der Linde, oder ad lucum, im Hain. An der Femelinde am Vorwerk Rehorst im Habichtswald fanden die ersten Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden statt. Hinzu kommen die vielen Tanzbäume, unter oder in denen fröhlich gefeiert wurde, mächtige Linden, aber auch Kastanien und andere. In unübersehbar viele Sprichworte und Spruchweisheiten sind Bäume eingegangen wie das bekannte Beispiel: Einen alten Baum verpflanzt man nicht.

Die Historien heiliger Bäume und Haine geht weit in heidnische Zeiten zurück. Schon im alten Griechenland galt die Eiche als Baum des Zeus und die Römer hatten sie dem Jupiter geweiht. Den Kelten war sie heilig, der Stamm ihres Wortes für Eiche ist derselbe wie der des Wortes Druide. Bei den Germanen war die Eiche der Baum des Gottes Thor, dessen Name noch der Donnerstag trägt. Ihr heidnischer Charakter wurde bekämpft. Der heilige Bonifacius fällte im Jahr 723 die Donareiche bei Geismar und ließ aus ihrem Holz eine dem Petrus geweihte Kapelle errichten. Aus ihr erwuchs der Petersdom zu Fritzlar. Helmold von Bosau beteiligte sich 1156 eigenhändig an der Abholzung des heiligen Hains der slawischen Obotriten bei Oldenburg in Holstein. Dagegen gab Bischof Otto von Bamberg der Bitte der Pommern nach und verschonte ihre große Eiche, wegen ihres Schattens und ihrer Schönheit, wie Herbord berichtet, aber unter dem Verbot jeden Kultes, namentlich des Befragens der Zukunft durch Loswurf. So wurden die heidnischen Heiligtümer vernichtet oder in die christliche Tradition integriert. Der Herrgottseiche, Quercus Jesu, konnte die Teufelseiche, Quercus diabolica, gegenüberstehen. Die Bäume selbst, so sie denn stehen blieben, wurden nicht mehr verehrt, die mit ihnen verknüpften Überlieferungen umgedeutet und in christlichem Sinne fortgeführt. So sind viele Heiligenbäume und Marienbäume zu verstehen. Auch die berühmte Bavariabuche bei Pondorf im Lkr. Eichstätt trug ein Marienbildnis. Die figurale Verknüpfung des Christuskreuzes mit dem Lebensbaum in der Bildenden Kunst wie auf dem Gemälde von Hendrick Goltzius von 1610 ist ebenso in diesem Zusammenhang zu sehen.

Seit der Renaissance erhält die Natur eine eigenständige Bedeutung und wird damit wie auch der Baum selbst bildwürdig. Beide erscheinen nicht mehr nur in religiösen oder mythologischen Zusammenhängen. Albrecht Dürer versteht Renaissance, aus renasci abgeleitet, nicht als Wiedergeburt, sondern als „Wiederwachsung“, das Austreiben von Bäumen. Mit seinem Bild „Linde auf der Bastion“ gibt er um 1494 selbst ein erstes Beispiel autochthoner Naturdarstellung, gefolgt von den Baumbildern des 17. Jahrhunderts von Adam Elsheimer, Nicolas Poussin und Jacob van Ruisdael. Eines der bekanntesten Baumbilder der Romantik ist Caspar David Friedrichs „Eiche im Schnee“. Aus der zeitgenössischen Kunst können die Baumbilder von Georg Baselitz genannt werden, „Der Baum“ und „Der Wald auf dem Kopf“ ebenso wie das Projekt „Siebentausend Eichen“ der Stadtverwaldung von Joseph Beuys zur Documenta VII in Kassel.
In unzähligen literarischen Werken dienten Bäume als Vorlagen, von Friedrich Gottlob Klopstock über Johann Gottfried Herder, Friedrich Hölderlin und Johann Wolfgang von Goethe bis zu Theodor Fontane, um nur eine kleine Auswahl zu geben. Die Abwege sollen nicht verschwiegen werden. Sie können einerseits von romantischer Naturliebe zur wissenschaftsfeindlichen, aber meist harmlosen Esoterik führen, andererseits aber auch von nationalkonservativen Traktaten über die deutsche Eiche und den deutschen Wald zur menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus. Auch Buchenwald und Birkenau tragen Namen von Bäumen.

Alte Bäume bewundern wir. Stehen sie noch voll im Saft, symbolisieren sie Standhaftigkeit und Lebenskraft. Hat die Zeit Spuren an ihnen hinterlassen, sind die Stämme morsch und hohl, die Äste ausgebrochen, betrachten wir sie mit Wehmut. Dann sind sie Sinnbilder der Vergänglichkeit. Unsere Ehrfurcht gehört ihnen in jedem Fall. Bäume zu vermessen, kann zu wissenschaftlichen Zwecken notwendig sein. Die ältesten von ihnen hervorzuheben, die höchsten oder die mit dem größten Stammumfang zu benennen, sollte nicht dazu verleiten, einen kleinlichen Wettbewerb, der oft uns Menschen eigen ist, auf die Bäume zu übertragen. Von den vielen Versuchen, die internationale Bezeichnung „Champion Trees“ ins Deutsche zu übertragen, sagt mir der Begriff „Starke Bäume“ am meisten zu, weil er nicht nur auf die Stärke der Stämme verweist, sondern ebenso auf die Stärke im übertragenen Sinne. Alte Bäume aufzusuchen, kann uns anrühren und zu einem Erlebnis werden. Die Aufmerksamkeit, die wir ihnen entgegenbringen, kann Gefühle wecken, Liebe zur Natur ebenso auslösen wie zur wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen anregen. Dem Verständnis unsere natürliche Umwelt können wir ein Stück näherkommen.

Literatur

BREDNICH, ROLF WILHELM: Tie und Anger. Historische Dorfplätze in Niedersachsen, Thüringen, Hessen und Franken, Friedland 2009
DEMANDT, ALEXANDER: Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte, Düsseldorf 2005
EHLERT, DETLEF: Datenbank starker Bäume, auszugsweise veröffentlicht unter www.championtrees.de
FRÖHLICH, HANS-J.: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland, 2. Aufl., Hamburg 2000
LAUDERT, DORIS: Mythos Baum, 6. Aufl., München 2004
MACKENTHUN, GORDON: Texte in www.championtrees.de
SCHMIDT, PETER A. et al., Projekt Rekordbäume/Champion Trees in Deutschland – mit Beispielen aus Sachsen. Vortrag auf den Stadtbaumtagen Dresden 2011
ULLRICH, BERND et. al.: Unsere 500 ältesten Bäume, München 2009
Im Internet: Zentraldatenbank für kultivierte Gehölze Europas, www.uni-duisburg-essen.de/ginkgo
www.championtrees.de

2010, Ergänzungen 2011