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PREISVERGABE OLDENBURG
 

Zur Vergabe des Museumspreises 2005 der Kulturstiftung hbs
an Mamoun Fansa, Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg



Ich war erleichtert, dass der auf der Einladungskarte zur heutigen Veranstaltung über Oldenburg einschwebende Vogel sich nicht als bedrohlicher Raubvogel erwies, sondern als Phasianus colchicus, als ein Fasan und zwar auch nicht als eitel aufgeputzter Gockel, sondern als schlichte Henne. Dieser nützliche Vogel kommt in guter Absicht, um Dir, lieber Mamoun Fansa, in aller Bescheidenheit ein Ei ins Nest zu legen.

Nicht der Stifter steht heute im Mittelpunkt, sondern der Preisträger und seine Arbeit. Dass die Erneuerung der ständigen Ausstellung in diesem Hause mit aller wissenschaftlichen Sorgfalt geschah, ist selbstverständlich. Dass dabei Wissenschaftler von außen, vor allem aus dem Institut für Historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, herangezogen wurden, versteht sich schon nicht mehr ganz von selbst. Es ist auch nicht überall üblich, dass die Museumspädagogen an der Erarbeitung der Ausstellungsdidaktik von Beginn an beteiligt und nicht erst nachträglich als Mittler zum Publikum oder gar nur zur Betreuung von Schulklassen eingesetzt wurden.

Und schließlich als wesentlicher Punkt: Die Kooperation mit Künstlern zur Gestaltung der Ausstellung und nicht die Beschränkung auf Gebrauchsgraphiker, wie sie ebenso für den Messebau und andere nützliche Aufgaben eingesetzt werden. Die Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe „Parameter“ aus München, mit Rainer Wittenborn, Michael Lukas und Tobias Wittenborn bewahrt die Ausstellung davor, einem Lehrbuch oder einem Kinderbuch zu gleichen, bewahrte sie davor, unreflektiert das „pralle Leben“ à la Disney wiederzugeben. Die Balance zwischen Abstraktion und Anschaulichkeit, die Brechung der Wirklichkeit zu einer feinen Ästhetik sind die Stärken dieser Ausstellung. Die ungewohnte Sicht auf die Dinge lässt manchen Besucher stutzen und stellt manchen Fachwissenschaftler vor Schwierigkeiten. Dagegen findet hier auch der Besucher aus Kunstausstellungen Zugang zu wissenschaftlichen Themen, ohne von der Ästhetik peinlich berührt zu sein. Wissenschaft und Kunst werden zusammengeführt. Das Wort vom Kurator als „Wissenschaftskünstler“, hier trifft es zu.

Im letzten Teil meines Berufslebens hatte ich das Glück, in einer Stiftung arbeiten zu können, in viele andere Stiftungen Einblicke zu erhalten. Dabei haben mich und meine Frau die großartigen Möglichkeiten, die Stiftungen bieten, ihre langfristigen Wirkungsmechanismen, fasziniert. Die Idee des Stiftens hat uns angesteckt. Die Folge war 1998 die Gründung unserer kleinen Kulturstiftung hbs. Wir begreifen uns nicht etwa als Wohltäter, sondern tun einfach das, was uns Freude macht und wichtig erscheint. Wir verwirklichen unsere eigenen Ideen und Pläne. Martina Rudloff hat einmal die Ambivalenz, die zwei Gesichter von Stiftungen, herausgestellt. Den mittelalterlichen Stiftern ging es nicht nur um die gute Tat, soziales Engagement würden wir heute sagen, sondern auch um das eigene Seelenheil. Den von Unternehmen getragenen Stiftungen geht es, mit Jacob Fugger vor fast 500 Jahren angefangen, nicht nur um das Gemeinwohl, sondern ebenso um die eigene Reputation, Image nennen wir das heute. Und den vielen persönlichen Stiftern geht es sehr wohl darum, etwas Sinnvolles – ob öffentlich oder im Stillen – für die Gemeinschaft zu tun, genau so aber verfolgen sie, nicht immer ohne Eitelkeit, ihre eigenen Ideen und Pläne. Indem sie Sinnvolles für die Gemeinschaft tun, tun sie vor allem etwas für sich selbst.

Nach diesem Selbstverständnis spielen die Stifter, meine Frau und ich, die nicht zufällig das Kürzel hbs vorschieben, eine Nebenrolle. Im Zentrum steht der Preisträger, dem ich den Preis überreiche, nicht ohne zuvor den Mitgliedern der Jury, Dr. Judith Oexle, Dr. Sabine Schormann und Professor Dr. Karin von Welck, herzlich zu danken. Lieber Mamoun Fansa, Du wirst von mir nicht erwarten, dass ich Dir den immer noch nicht ausgestorbenen überdimensionierten großen Scheck als Ausweis der Einfallslosigkeit übergebe. Das Preisgeld befindet sich längst auf Deinem Konto bei der Landessparkasse zu Oldenburg.

Du erhältst eine Urkunde mit folgendem Text: „Die Kulturstiftung hbs vergibt ihren Museumspreis 2005 an den Direktor des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg, Prof. Dr. Mamoun Fansa. Er hat bei der Erneuerung der ständigen Ausstellung eine außergewöhnliche Einheit von wissenschaftlichem Inhalt, ideenreicher Didaktik und künstlerischer Gestaltung gefunden. Oldenburg, den 12. Dezember 2005. Gez. Prof. Dr. Karin von Welck, Vorsitzende der Jury. Gez. Dr. Heinz Schirnig, Vorsitzender des Kuratoriums.