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WAS IST EIN ARBORETUM?
 

Was ist ein Arboretum?

Als Friedrich Ludwig von Sckell 1776 im Schlosspark zu Schwetzingen das „Arborium Theodoricum“ anlegte, wurde es auch „Arboretum“ genannt. Kurz darauf verwandelte von Sckell die dortige Fasanerie in das „arboretum des plantes extrangère...“, das sein Nachfolger Johann Michael Zeyher zum Forstbotanischen Garten erweiterte. Vom nördlichen Tor dieser Anlage hat sich bis heute die vergoldete Inschrift „Arboretum“ aus dem Jahr 1810 erhalten. Erst in dieser Zeit, dem Beginn des 19. Jahrhunderts, wurde es allgemein üblich, eine nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zusammengetragene Gehölzsammlung als Arboretum zu bezeichnen. In England verwendete John Claudius Loudon diesen Begriff ab 1806. In Deutschland taucht er 1842 in Meyers Conversations-Lexicon auf. Das Arboretum selbst ist also älter als seine aus dem lateinischen Wort arbor für Baum abgeleitete Bezeichnung.

Die Entstehung der Sammlungen von Gehölzen ist eng verknüpft mit der Renaissance. Sie war das Zeitalter genauer Naturbeobachtung ebenso wie das Zeitalter der Entdeckungen. Bald nach der Einführung der ersten fremdländischen Bäume und Sträucher, vor allem aus Ostasien und Nordamerika, hielten sie auch in den Gärten Europas ihren Einzug. Die geometrische Ordnung der Gärten wurde zugleich als Abbild des Paradieses gesehen und die Pflanzen spiegelten die Vielfalt der Schöpfung, die mit den neuen Importen noch reicher erschien. Die ältesten Gehölzsammlungen treten uns als Bestandteile der botanischen Gärten entgegen. Diese waren lebendige Enzyklopädien ihrer Zeit, eng verwandt mit den Wunderkammern als Vorgängern der Naturkundemuseen, den unbelebten Sammlungen für Naturalien. Nicht zufällig gehörte zum Botanischen Garten Leiden, einem der ältesten und bedeutendsten in Europa, als fester Bestandteil die Naturalien-Wunderkammer.

In Deutschland nahmen die Arboreten mit den englischen Landschaftsgärten einen Aufschwung. Häufig waren sie mit Baumschulen verbunden. Am Schloss Schwöbber in Niedersachsen war schon um 1700 ein Renaissancegarten angelegt worden, dessen Pflanzensammlung so berühmt wurde, dass Zar Peter der Große zu Gast kam. Zedlers Universallexikon berichtet 1743 vom „curiosen münchhausischen Garten...woselbst man die schönsten und rarsten ausländischen Gewächse aus Ost- und Westindien zu sonderbarer Ergötzung beschauen kann...“ Seit 1750 führte Otto II. Freiherr von Münchhausen dort nicht nur einzelne Gestaltungselemente des englischen Landschaftsgartens ein, sondern ebenso fremdländische, vor allem nordamerikanische Gehölze. Eine ähnliche Entwicklung nahm der Park des Ritterguts Harbke in Sachsen-Anhalt, wo Friedrich August von Veltheim 1766 begann, die barocken Strukturen aufzulockern und mit der Kultivierung exotischer Gehölze zu einem der wichtigsten Pflanzenlieferanten für englische Landschaftsparks in Deutschland wurde. Die Aufsicht über die Pflanzung ausländischer Gehölze erhielt der Arzt und Botaniker Johann Philipp du Roi aus Braunschweig, dessen Werk „Die Harbke’sche wilde Baumzucht, teils nordamerikanischer und anderer fremder, teils einheimischer Bäume“ von 1771/72 als erste wissenschaftliche Abhandlung zur Dendrologie in Deutschland gilt. Schwöbber wie Harbke bezogen Pflanzen von dem aus dem Hannöverschen stammenden, in London erfolgreichen Gärtner Johann Busch.

Ein Arboretum ist eine Sammlung von Gehölzen zu Studienzwecken. Es umfasst heimische und solche fremdländischen Bäume und Sträucher, die bei uns im Freien gedeihen. Die Gliederung kann nach geografischen, verwandtschaftlichen, pflanzensoziologischen oder anderen Kriterien erfolgen. Hinzu kommen gestalterische Ansprüche. Häufig sind Arboreten englischen Landschaftsgärten nachempfunden.

Nicht alle Arboreten dienen wissenschaftlichen Zwecken. Einige verdanken der Entdeckerlust und der Sammelleidenschaft ihre Entstehung. Daraus sind oft imponierende Sammlergärten hervorgegangen, aber auch Sammelsurien ohne Gliederung und Sammlungsschwerpunkt. Arboreten können spezialisiert sein als forstbotanische Gärten oder einzelnen Gattungen gewidmet sein wie die Ahorn-, Buchen-, Eichenarboreten, die Pineten oder die Rhododendronparks. Häufig sind Arboreten nicht selbständige Einrichtungen, sondern Abteilungen von größeren Parks und Gärten. So enthalten viele botanische Gärten Arboreten. In den englischen Landschaftsgärten wurde es im Laufe ihrer Entwicklung üblich, im Pleasure Ground exotische Bäume zu pflanzen, so dass sich daraus ein Arboretum als spezieller Gartenraum entwickeln konnte.

Viel zahlreicher als die Arboreten sind jene Parks und Gärten, die wertvolle, artenreiche Baumbestände aufweisen, ohne im eigentlichen Sinne Arboreten zu sein. Hier werden Gehölze nicht planvoll mit dem Ziel zusammengetragen, eine systematische Gehölzsammlung entstehen zu lassen. Oft stehen die Seltenheit und der Zierwert der Pflanzen im Vordergrund.

Arboreten dienen nicht nur der Forschung, sondern ebenso der Pädagogik oder sie vermitteln einfach die Schönheit der Pflanzen. Die Besucher können in Arboreten Studien betreiben, ihre Kenntnisse vermehren, aber ebenso Entspannung und Erholung finden. Aus den pädagogischen Intensionen in den Gärten gingen Informationssysteme hervor. Ein wichtiger Bestandteil von ihnen ist die Beschilderung der Pflanzen. Sie sollte nicht nur didaktische, sondern auch ästhetische Qualitäten aufweisen und sich harmonisch und unaufdringlich in den Garten einfügen.

Arboreten können Einrichtungen von Forschungsinstituten und von Forstverwaltungen sein. Sie stehen in staatlicher und kommunaler Trägerschaft oder werden von Stiftungen, gemeinnützigen Gesellschaften, eingetragenen Vereinen und von Privatpersonen unterhalten.

Arboreten sollten unter wissenschaftlicher, fachlicher Leitung stehen oder sich zumindest verbindlicher wissenschaftlicher Beratung bedienen. Ihre Ziele sollten in einem Leitbild, einer Konzeption der Sammlung und in Pflege- und Entwicklungsplänen definiert sein. In einem Archiv ist der Gehölzbestand mit Daten wie botanischer Nomenklatur, Pflanzjahr und Provenienz zu katalogisieren. Nicht alle Einrichtungen, die sich Arboretum nennen, erfüllen diese Kriterien.

Heinz Schirnig 2011